IN TRANSITUDrei BahnhofskonzerteDer Mensch ist ein transitorisches Wesen. Er lebt räumlich wie zeitlich vorübergehend, in Übergängen und ist daher, real wie metaphorisch, immer irgendwie auf der Durchreise (lat: in transitu). Solche ‚Vorübergänglichkeit’ macht ihm einerseits Furcht, so dass er Grenzen, Schwellen und Mauern errichtet, andererseits treibt sie ihn an, sei es aus Freiheit, sei es aus blanker Not, immer wieder aufzubrechen, Neues zu wagen und Grenzen zu überschreiten. Daher haben sich schon immer auch Komponisten für Übergänge interessiert. In unseren bewegten Zeiten werden diese an keinem anderen Ort sinnfälliger als in den klassisch-modernen Kathedralen des Transits, den Bahnhöfen, und ihrer Umgebung, wo Übergänge sowohl ermöglicht als auch kontrolliert und kanalisiert werden. Und so begibt sich bâlcanto sich mit seinem neuen Programm singend in diese Transitzonen, um mit Chormusik aus fünf Jahrhunderten von Menschen in transitu und ihren Erfahrungen zu erzählen: vom hektischen Arbeitsalltag, von Grenzgängern, vom Abschiednehmen, vom Finden und Verlieren der Liebsten, vom Ein- und Auswandern, von Zerstörung und Verlust der Heimat, von Flucht und Exil, aber auch vom glücklichen Ankommen daheim, und vom Übergang aus einem Leben in ein anderes. bâlcanto singt in Bahnhofsquartieren wandernd von Grenzen und deren Überschreiten und bringt, begleitet von der Cellistin Sophie Lamberbourg, nicht alltägliche Klänge in alltägliche und gerade deshalb ungewöhnliche Klangräume. Mit Werken von Ola Gjeilo, Rudolf Mauersberger, Moses Hogan, Morten Lauridsen, Bepi di Marzi, Claude Debussy, Heinrich Isaac, Leonhard Lechner u. a. Freitag, 20. Mai 2016 / 20:00 / Flatterschafft / Solothurnerstrasse 4 |